Igor Arslan
Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. Doch betrachtet man unseren Lebensraum näher, so mehren sich die Zweifel. Eine Expedition muss klären, wie gefährdet Stadt und Natur durch den unkontrollierten Eingriff des Menschen wirklich sind. Wir chartern ein Boot und machen uns auf die Reise.
Schon bald wird uns klar, dass alles viel schlimmer ist, als befürchtet. Am anderen Ufer liegt nur noch eine Ruine. Das wollen wir uns genauer ansehen.
Auf überwachsenen Pfaden geht es weiter ins Landesinnere. Einst vielleicht eine Oase des Wohlbehagens trägt diese Ortschaft inzwischen deutliche Züge des Niedergangs. Erholen kann man sich hier nicht mehr.
Die akute Bedrohung dringt sogar ins kulinarische Angebot ein. Das traditionelle Fischbrötchen wird vom Schnitzel „Hawaii“ verdrängt.
Auch um die Kunst steht es schlecht. Sie kommt mittlerweile aus dem Automaten.
Oder steht in Kirchen mit dem Hinweis, dass eigentlich nur noch Beten hilft.
Ist die Stadt, sind die Menschen, selbst Schuld an Unglück und Niedergang, wie uns die Tafel des Naturwarenladens suggerieren möchte?
Viele Menschen suchen das Weite, doch die Häuser bleiben und ihre Besitzer suchen händeringend nach risikofreudigen Unternehmern.
Doch was für ein Laden soll hier eröffnen? Noch ein Tattoo-Geschäft?
Das Motto des Schuhgeschäfts bringt es auf den Punkt: „Zeit für einen guten Schuh.“ Allerhöchste, möchte man hinzufügen, denn der Exodus scheint unvermeidlich. Ein Schuhgeschäft ist vermutlich das einzige Geschäft, das jetzt noch Umsatz macht, denn wer auswandert, braucht gutes Schuhwerk.
Auch wir ziehen weiter. Unsere Expedition führt uns immer tiefer in die vor sich hinwuchernde Wildnis hinein. Doch die Welt scheint geschrumpft. Wo einst ein breiter See war, finden wir nur noch schmale Kanäle.
In der Kabine erleben wir die nächste Überraschung. Auch die Wäsche ist geschrumpft.
Verzweiflung macht sich breit.
Wie konnte das geschehen? Ist überhaupt noch etwas zu retten? Und was will der Hund an Bord?
Haben die Katzen deshalb Reißaus genommen?
Und warum interessiert sich Herr Hanauer aus Nürnberg für das Zahngold von Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern?
Es gibt viele Fragen, auf die die Antworten fern scheinen, fern wie die Sonne hinter den Baumwipfeln oder das Glas Wein am falschen Ende des Tischs.